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Schreibtipp: Tschechows Gewehr


Schreiben ist letztlich ein Handwerk, und das bedeutet, dass es für viele Dinge (geschmackliche) mehr oder weniger aktuelle Vorgaben gibt, wie gute Literatur zu sein hat. Vieles davon lässt sich gleichermaßen auf Film und Literatur übertragen, ein Beispiel dafür ist Tschechows Gewehr, um das sich dieser Artikel dreht. Aber was ist Tschechows Gewehr eigentlich?

 

Ein Element wird in die Geschichte eingeführt, dessen Zweck nicht sofort klar ist, das aber später eine Rolle spielen wird.

 

Benannt ist diese literarische Technik nach dem russischen Schriftsteller Anton Tschechow. Anton Tschechow sagte dazu: "Man kann kein Gewehr auf die Bühne stellen, wenn niemand die Absicht hat, einen Schuss daraus abzugeben" und "Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert".

 

Viele Leute verwenden „Tschechows Gewehr" synonym mit „Vorausdeutung", das klassische Foreshadowing wird heute eher in Handlungen ausgedrückt, während Tschechows Gewehr einen bestimmten Gegenstand bezeichnet. Tschechow hatte damit eher gemeint, dass Autoren keine überflüssigen Elemente in ihre Werke einbauen sollten (und vor allem keine überflüssigen Gegenstände). Es geht Tschechow auch nicht darum, Voraussicht zu betreiben, sondern die Gegenstände, die in der Geschichte erwähnt werden, alle zu verwenden, auf die ein oder andere Weise.  

 

Einige Beispiele aus bekannten Filmen sind:

 

· Alle Erfindungen von Q in den James Bond-Filmen.

· Das Flugblatt in Zurück In Die Zukunft, das praktischerweise sagt, wann und wo genau ein Blitz einschlagen wird.

· Der ermordete Historiker aus Ritter Der Kokosnuss.

· DER Ring aus Der Herr Der Ringe. In Der Kleine Hobbit scheint er "nur" ein Ring zu sein, der unsichtbar macht...

· Sehr oft in Harry Potter, z.B. Dumbledores Phönix in Band 2, der Schnatz als Körperspeicher in Band 7, Gryffindors Schwert ...

 

· Nicht zu vergessen Tschechows eigene Werke. In Onkel Wanja und Die Möwe wird beide Male eine richtige Waffe eingeführt, die später eine wichtige Rolle spielt. (In Der Kirschgarten kommt eine Waffe vor, sie wird aber nicht verwendet. Hier widerspricht sich Tschechow also selbst!)


Elemente sollten keine „falschen Versprechungen" machen, indem sie nie ins Spiel kommen. Es gibt keine Vorgabe, wann sie relevant sein müssen, das kann sich auch über mehrere Bücher ziehen. Letztlich geht es bei Tschechows Gewehr darum, nichts Unnötiges in die Story einzubauen, was den Leser vom eigentlichen Geschehen ablenkt.



Fallen dir noch Tschechows Gewehre ein? Oder verwendest du diese vielleicht schon selbst unbewusst in deiner Geschichte?

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