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Schreibstil verbessern - Teil 1

Unechte Inquits, oder warum man keine Worte lacht


Mir begegnet es in fast jedem Manuskript, das ich lese: Worte werden gelacht, geweint oder man verpackt gleich eine ganze Handlung in das sogenannte Inquit. Dabei rollen sich mir regelmäßig die Fußnägel, und ich muss eine Menge Zeit in das Manuskript investieren, um die Inquits zu markieren. Zeit, die ich lieber anders in das Manuskript stecken würde. Deshalb sage ich den unechten Inquits hiermit den Kampf an!

Aber was ist das eigentlich? Dazu ein Beispiel:


„Mir ist kalt“, stotterte er.


Zwischen den Anführungszeichen steht die wörtliche Rede, den Teil hinter dem Komma bezeichnet man fachsprachlich als Inquit. Inquit kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Er/sie/es sagt bzw. man sagt“. Für Inquits gibt es bestimmte Regeln des guten Stils in der Fachwelt, die ich dir weiter unten erläutern werde. Was ist nun aber ein unechtes Inquit? Dazu auch hier wieder ein Beispiel. „Mir ist kalt“, zitterte er.


Hier hat man eine Handlung (das Zittern) in das Inquit verpackt. Das gilt gemeinhin als schlechter Stil und wird dir sicher in jedem Lektorat angestrichen werden. Genau so wenig kann man Worte lachen, weinen oder jauchzen. Verben des Sagens kannst du allerdings immer benutzen. Überlege, was die Stimme alles kann: Hauchen, flüstern, schreien, brüllen, jammern… Check‘ doch mal deinen Thesaurus im Wordprogramm, der hat bestimmt noch viel mehr Ideen. Ich gebe meinen Autorinnen immer als Tipp, mal selbst die Handlung auszuprobieren. Lacht und versucht, dabei zu sprechen. Geht nicht? Dann bitte auch nicht schreiben. Das erspart mir und meinen Kolleg:innen viel Zeit, die wir anders investieren können.



Wollt ihr noch mehr „Stil-Tipps“ auf diesem Blog, oder hat euch dieser einmalige Ausflug gereicht? Ich freue mich sehr auf euer Feedback in den Kommentaren oder per Mail.

Eure Julia


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